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Die Psychoanalyse ist jene Wissenschaft und Behandlungsmethode, die Sigmund Freud um die Jahrhundertwende entdeckt und begründet hat. Mich fasziniert an der Psychoanalyse, dass sie der Einbildungskraft und den Phantasien eine Identität bildende und eine kulturelle Macht zuschreibt und damit die Vernunft verrückt. Das Unbewusste prägt auf vielfältige Weise die vordergründig bewussten Handlungen und vernünftigen Leistungen und ebenso die körperlichen Symptome. Diese unbewusste, höchst individuelle Innenwelt mit den ihr eigenen Konflikten prägen unser Denken, Handeln und unsere Beziehungen, auch jene zur Realität.

Die psychoanalytische Behandlung basiert auf einer Arbeitsteilung: die Analysandin/der Analysand bringt möglichst unzensuriert Einfälle, Gedanken, Phantasien, Ideen, Erlebnisse… zur Sprache, während ich als Analytikerin möglichst gleich schwebend all den Äusserungen folge, um so dem unbewussten psychischen Konflikt auf die Spur zu kommen. Ich verstehe diese Methode als eine affektive Selbsterforschung der Analysandin/des Analysanden, um sich selber besser kennen zu lernen in seiner/ihrer eigenen Fremdheiten und um so mehr inneren und sozialen Spielraum zu gewinnen.  Die Erkundung des eigenen «inneren Auslandes» erfordert – wie jede Expedition – Zeit und Geld.

Mir gefällt, dass die Psychoanalyse möglichst genau die unmittelbar erlebten Phänomene der Innenwelt zu besprechen versucht. Sie will das psychische Palimpsest – die vielfältigen eingeschriebenen Gefühle, Erfahrungen, Erinnerungen, unerwartete Überschreibungen und innere, auch erinnerte Bilder – zur Sprache bringen. Sie ist folglich eine langsame und in der heutigen schnelllebigen Zeit eine antizyklische Behandlungsmethode.